Dienstag, 24. August 2010

THQ beschimpft Spieler als Betrüger

Ein Schlag ins Gesicht für Second-Hand-Käufer

“Wer unsere Spiele gebraucht kauft, betrügt uns.”

– Cory Ledesma, Creative Director THQ

Als ich dieses Statement gelesen habe hatte ich noch keine Ahnung wie abgehoben THQ wirklich von sich denkt. Nicht nur THQ ist der florierende Handel mit Gebrauchtspielen ein Dorn im Auge. Neben Ubisoft, Sony und Activision hat auch THQ bestätigt, seine Spiele mit Codes zu versehen, die diese künftig bei einmaliger Verwendung entwerten und an den Erstkäufer binden. Somit soll der anschließende private Weiterverkauf unattraktiv gemacht werden.

“Es ist ein wenig unverblümt, aber wir hoffen, dass es nicht für zu viel Enttäuschung sorgt. Wir hoffen, dass die Leute verstehen, dass wir über den Tisch gezogen werden, wenn unsere Spiele gebraucht gekauft werden.”

Der gute Mann sollte sich lieber nicht auf Verständnis seitens der Gamer verlassen, nicht nach einer solchen Ankündigung nebst herben Anschuldigungen. Und “ein wenig”? Lang nicht mehr so gelacht!

Vorgemacht hat es Electronic Arts damals mit Online-Verifizierung seiner Strategiereihe Command & Conquer. Grandios gescheitert mit einem Online-Verifizierungssystem ist Ubisoft, als die Server ausfielen und keines der betroffenen Spiele auch mal mehr das Hauptmenü anzeigten.

In letzter Zeit lässt sich immer besser beobachten wohin sich die Spieleindustrie hinbewegt. Es geht nur noch einzig und allein darum die Spiele an den Mann zu bringen, egal wie miserabel sie designed sind oder ob es die 50.000ste Fortsetzung eines unterdurchschnittlichen Spiels ist. Hauptsache man verdient Kohle, Moos, Kies und Zaster. Nun wird auch der Gebrauchtmarkt in Angriff genommen, da man hier ebenfalls das große Geld vermutet und natürlich als dominanter Publisher von jedem Kuchen ein möglichst großes Stück abhaben möchte.

“Es interessiert uns nicht wirklich, wenn Käufer von Gebrauchtspielen sich darüber aufregen, dass die Erstkäufer alles bekommen. Wenn es ihnen so missfällt, dass sie keine Online-Features bekommen, habe ich nicht viel Mitgefühl für sie übrig.”

Konkret äußert sich die Habgier der Publisher und Aussperrung der geringverdienenden Gamer darin, dass jedem Spiel ein Online-Pass beiliegen soll, der Online-Funktionen einmalig freischaltet. Wird das Spiel dann weiterverkauft, muss gegen Gebühr ein neuer Code nachgekauft werden, um auch wieder in den Genuss dieser Features zu kommen.

Meine Prognose: Das ist gefährlich verschärfter Kapitalismus und wird auf kurz oder lang dazu führen, dass es massenhaft beschwerden hagelt, wenn was nicht funktioniert, wie es angedacht war. Und in den USA wird dann natürlich massenhaft geklagt. Aber es geht ja ums Geld und nicht um Kundenzufriedenheit. Was ist diese “Kundenzufriedenheit” überhaupt? Ach ja: Der Zeitpunkt an dem der Kaufvertrag abgeschlossen wurde und der Bedarf und die Nachfrage des Kunden “befriedigt” wurde.

Mal sehen womit diese desensibilisierte Verhaltensweise heutiger Publisher endet...

Update 26.08.10

Wie Winfuture.de berichtet, hat sich der Arbeitgeber von Cory Ledesma, Danny Bilson, zu Wort gemeldet. Er versuchte die hochgeschlagenen Wellen durch eine Erklärung, wie sein Kollege zu seinem Schluss kam, wieder zu glätten.

“Das Wichtigste für uns ist es, qualitativ hochwertige Spiele zu entwickeln. Solche, die sich die Spieler unbedingt kaufen wollen. Wenn der gesamte Erlös an den Machern dieser Spiele vorbeigeht, ist es schwierig, sie zu fördern und finanziell zu unterstützen. Das ist an sich eine einfache Rechnung.”

Schon richtig, die Rechnung ist einfach, plausibel und schlüssig. Aber der Schaden durch Ledesmas Statement bleibt.

Weblinks

Pre-owned 'cheats developers' - CVG.com

Der erste PS3 Modchip

Die letzte Hürde ist genommen?

Okay, also gibt es nun einen Modchip für die PS3. Als GeoHot damals verkündete, die PS3 gehackt zu haben, schrien viele auf “OMG ISO-Loader zomfg zomfg zomfg!!!!11elf”

Ahahahaha – NEIN!

Da scheinen sich ein paar neunmalkluge Gamer zu viel auf ihr Dasein eingebildet zu haben. Sein Hack hatte es ihm lediglich ermöglicht den Hypervisor der PS3 zu überwinden und direkten Zugriff auf den Prozessor und RAM der Konsole zu erhalten (der Hypervisor hätte dies vorher genehmigen müssen, aber GeoHot hat ihn ja umgangen). Und selbst wenn man es nachgemacht hätte, wäre die Gefahr viel zu groß gewesen 400 Euro teuren Plasikmüll zu produzieren. Der Hack erforderte nämlich Stromstöße auf bestimmte Leitungen der Hauptplatine zu senden und das auch noch zu einem genau definierten Zeitpunkt. Mal ehrlich, wer hätte diesen ganzen Aufwand betrieben nur um rauszufinden, dass er nicht mal einen ISO-Loader auf dieser Basis programmieren kann? (Achtung: rhetorische Frage!)

Nun, etwa 7-8 Monate später, bietet die Firma OzModChips aus Australien einen Modchip in Form eines USB-Dongles – eines USB-DONGLES! – an, der es nachweisbar ermöglicht, Spiele entweder auf eine externe (FAT32 formatierte) oder die interne Festplatte der PS3 zu kopieren und auch zu starten.

Wie ist das möglich?!

Ermöglicht wird dieser “Hack”, indem der Dongle der Konsole vorgaukelt, es sei ein Dev-Kit. Dev-Kits sind spezielle Versionen von Konsolen, die an Entwickler herausgegeben werden, damit diese ihre Spiele testen können. Populär dabei ist, dass die Entwickler die Spiele auf eine Festplatte kopieren und selbst die Disc-Ladezeiten emulieren können.

Welche Vorteile hat der Dongle?

Auf der Webseite von OzModChips wird (in gebrochenem Englisch) genau geschildert, welche Funktionen der Dongle bereithält und “warum es so toll ist”, u. A.:

  • Plug and Play, einfach reinstecken und loslegen (pervers, was?)
  • Rippen der Spiele direkt auf die Festplatte
  • Erhalt der Ordnerstrukturen, z. B. zum Bearbeiten
  • Homebrew (—> Wiki)
  • Keine Abnutzung der Discs, da lesen von Festplatte

Angemerkt sei dabei, dass der Hersteller den Stick nicht für Piraterie erdacht hat, sondern als Backupmöglichkeit. Aber wie wir alle wissen, wird er genau dafür eingesetzt werden. Übrigens: Es können nur PS3 Spiele kopiert werden, keine PS2 Spiele und auch keine Blu-Ray Filme.

Viel interessanter ist aber die Möglichkeit Homebrew-Software ohne großen Aufwand ausführen zu können. Damit rückt die Wahrscheinlichkeit eines PS2 Emulators auf der PS3 wieder näher. Wie schwierig es die Hobbyprogrammierer dabei haben werden, steht auf einem anderen Blatt. Was sonst noch für Homebrew für PS3 erscheinend wird (sollte der Dongle den erhofften Erfolg haben) wird sich noch zeigen. Denkbar wäre für mich ScummVM (als native Version, nicht das Ubuntu Package!), welches bereits als Homebrew für Nintendo DS, Wii, GameCube, Nintendo 64, PlayStation Portable, PS2, iPhone und sogar Samsung Fernseher erschienen ist. Auch eine Player-Software mit erweiterten Funktionen wäre denkbar, die viel mehr Audio-/Video-Codecs und Container (z. B. Matroska) unterstützt.

Noch in den Kinderschuhen

Allerdings gibt es bereits erste Probleme beim Kopieren der Spiele auf eine externe Festplatte. Da die PS3 externe Datenträger nur verwenden kann , wenn diese als FAT32 formatiert sind (es wird ja schließlich mit den Bordmitteln eines PS3-Dev-Kits gearbeitet), sind Probleme automatisch vorprogrammiert, wenn eine Datei kopiert werden soll, die größer als 4 GB ist. Dies ist eine Einschränkung von FAT32. Die interne Festplatte verwendet ein Dateisystem, das diese Beschränkung nicht hat. Solange der Dongle also kein Unterstützung für NTFS oder ein anderes Dateisystem jenseits dieser Beschränkung bietet, muss man auf die interne Festplatte ausweichen. Das ist aber nur bedingt ein Problem, da sich die Festplatte ja ebenso leicht  und ohne viel Aufwand aufrüsten lässt (hab ich sogar mal ein Video-Tutorial dazu gemacht: guckst du hier).

Erste Betrugsfälle

Vorsicht vor dubiosen Anbietern, die behaupten jeden normalen USB-Stick in einen solchen Dongle verwandeln zu können: Es handelt sich um Betrüger, die einen Trojaner auf den PC schmuggeln wollen (siehe Weblinks)! Es wurde schon mehrfach vor solchen Angeboten gewarnt, also wartet lieber auf eine offizielle Auslieferung am 27. August, wenn ihr so ein Teil wirklich euer Eigen nennen wollt.

Ein mögliches (und auch wahrscheinliches) Katz-und-Maus-Spiel

Seitens Sony dürfte diese Meldung nun für Unruhe sorgen. Der Hersteller hat bereits Schritte angekündigt, die eine abschreckende Wirkung entfalten sollen. Es ist möglich, solch modifizierte Geräte zu identifizieren und zu bannen. Sollte beim Login ins PlayStation Network eine modifizierte Konsole identifiziert werden, wird der jeweilige Account gesperrt.

Auch Firmware-Updates dürften es Sony ermöglichen den Dongle nutzlos zu machen. Da der Dongle aber ebenfalls aktualisiert werden kann ist die Wahrscheinlichkeit eines Katz-und-Maus-Spiels groß. Wie sich diese Situation allerdings entwickelt muss die Zukunft zeigen.

Was wird Sony tun (plus dumme Theorien)?

Nach der Meldung von GeoHots hack flog auch der PS3 Support aus den älteren PS3 Modellen, ein Feature das die PS3 Slim ohnehin nicht mehr bot. Zufall? Ich glaube nicht!

Sony hat erkannt, dass der Linux-Support eine Gefahr für den Fortbestand der Unüberwindbarkeit des Sicherheitssystems der Konsole darstellt und mit dem Update 3.21 (ironischerweise am 1. April, was kein Aprilscherz war) wurde Linux auf der PS3 endgültig der Laufpass gegeben.

Böse Zungen könnten natürlich behaupten, dass Sony nun den Support für USB-Geräte rausnimmt. Doch das wäre ziemlich dumm. Nicht nur, dass die bereits verbauten USB-Ports dann völlig sinnfrei, die Kosten für die Unterbringung auf der Platine unnötig und Unreal Tournament 3 nicht mehr mit USB-Maus und -Tastatur spielbar wäre, es würde sogar die PS3 noch unbeliebter machen, als sie es nach dem Wegfall des Linux-Support war. Es wäre indes sogar ein Rückschritt, da man Bilder, Musik und Videos immer erst auf CD/DVD kopieren müsste und dann erst auf der PS3 speichern kann. Des Weiteren würde sich Sony selbst ins Knie schießen, da man USB-Sticks auch für Updates der Konsole benutzen kann. Das würde haufenweise Beschwerden hageln, speziell von Leuten, die vielleicht sogar auf diese Art und Weise updaten müssen. Daher betrachte ich persönlich dies als eher unwahrscheinlichste Lösung seitens Sony – zumindest hoffe ich, dass es nicht so weit kommt. Vorstellbar wäre eher, dass der Support für Massenspeicher rausfliegt, aber das wäre immer noch dumm genug, die Konsole weiter in den Schatten der Unbeliebtheit zu drängen.

Auch die nachträgliche Einführung einer Dateigrößenbeschränkung ins Dateisystem der internen Festplatte wäre dämlich, da es die Videofunktionen der Konsole erheblich einschränken würde. Als Beispiel nenne ich konkret mal gerippte Blu-Ray Filme. Man kann 2h Videomaterial in 1080p mit Surround-Sound einfach nicht in 4 GB unterbringen (es sei denn man steht auf Komprimierung bis zum Arsch) und dabei noch dieselbe Qualität verlangen. Außerdem: Das DVB-T Zubehör hätte dann auch erhebliche Probleme mit TV-Aufnahmen, weil selbst ein Standard MPEG2-Film an dieser Grenze ankommen kann (schon bei 20 Min komm ich ja schon ~1,5 GB, rechnet’s euch aus).

Der Preis bleibt heiß! Wie wird sich Sony im Ring gegen die ModChips schlagen? Müssen wir mit schmutzigen Tricks von Sony rechnen, die sich am Ende wieder gegen Sony selbst richten?

Wir werden sehen...

Weblinks

Hintertür: PlayStation 3 Jailbreak bringt Trojaner mit - Chip.de
Playstation 3 von Hacker "Geohot" angeblich geknackt - PC Games Hardware
PS JailBreak - Worlds first PS3 Modchip - Plug and play - OzModChips.com
PSN: Sony kann PlayStation 3-Jailbreaker aussperren - Winfuture.de

Mittwoch, 18. August 2010

Party in der Sardinenbüchse

Jeder wusste, es würde schief gehen

Selbst Wochen nach dem Unglück auf der Loveparade 2010 reißen die erhitzten Diskussionen um die Ursachen nicht ab. Sie erhitzen sich sogar noch immer weiter! Seit dem Unglück schieben sich Adolf Sauerland, Veranstalter und Polizei gegenseitig den Schwarzen Peter zu, sodass niemand mehr wirklich sagen kann, wo es nun gehapert hat.

Ich bin zwar alles andere als von dem Unglück betroffen, doch der Streisand-Effekt hat nun schon mehrmals meine Aufmerksamkeit auf das Thema gelenkt. Ich hab selber mal nachgeforscht und dabei herausgefunden, dass so viele Augenpaare auf derart belastender Weise auf Duisburg gelegen zu haben scheinen, dass jeglicher Sinn und gesunder Menschenverstand auf der Stecke geblieben sein muss. Das ist in meinen Augen aber noch lange keine Entschuldigung dafür, über 1 Mio. Menschen ernsthaft auf ein Gelände buchsieren zu wollen, dass für nur 250.000 ausgelegt war. Die Veranstaltung hat nämlich seither stetig steigende Besucherzahlen verzeichnen können.

“Oh Gott, das ist aber schade – und nicht gut für das Image des Ruhrgebiets. Ich hoffe nicht, dass nun auch noch die Love Parade 2010 ausfällt – zumindest die muss jetzt stattfinden.”

– Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff über Bochums Absage der Loveparade 2009

Nicht nur, dass die beteiligten in ihrem beständigen Glauben waren eine feiernde, u. U. auch angetrunkene Masse von Ravern dieses Kalibers zivilisiert und gutbehalten durch einen Tunnel – den einzigen Weg auf und von dem Gelände – quetschen zu können, der zu einem viel zu kleinen stillgelegten Güterbahnhof führte. Nein, es wurden sogar wahrlich auf den letzten Drücker noch Gutachten als beglaubigt abgestempelt, nur mit dem einen Gedanken den Ruhrpott als “frische, dynamische, bunte und leistungsfähige Region” darzustellen. Wie sich gezeigt hat, war den Besuchern egal, ob der Tunnel schon restlos überfüllt war. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Vermutlich dachten das auch die Veranstalter, sonst hätte Idealismus auch nicht über Verstand triumphiert.

Anders in Bochum: Als die Loveparade 2009 wegen Sicherheitsbedenken abgesagt wurde, hagelte es massenweise Kritik gegen Bürgermeisterin Scholz. Doch wer hätte gedacht, dass ihre damalige Entscheidung ihr heute praktisch als Glanzauszeichnung der Standhaftigkeit und des Verantwortungsbewusstseins zugetragen wird?

“In den Gesprächen mit Polizei, Feuerwehr und der Bahn wurde deutlich, dass wir das nicht hinkriegen können. Selbst wenn wir die Zahl der Besucher runtergerechnet hätten. Die Leute hätten nicht alle in die Stadt gepasst. Punkt.”

– Ottilie Scholz (SPD) zu Spiegel Online

Wie jetzt bekannt wurde, werden Unterlagen betreffend des Unglücks sogar vehement unter Verschluss gehalten. OB Sauerland hat gegen den Blog Xtranews sogar eine einstweilige Verfügung gegen die Veröffentlichung der Anlagen die zum offiziellen Zwischenbericht der Stadt Duisburg gehören erhoben, die ihm womöglich einen der bisher größten Image-Schäden zufügen könnten. Durch Erlassung der einstweiligen Verfügung der Stadt Duisburg vertreten durch Adolf Sauerland hat man aber genau das Gegenteil erreicht. Seit Bekanntwerden hat sich ein Streisand-Effekt zugetragen (kurz: durch Unterdrücken von Information erlangt diese reges Interesse).

Sauerland machte sich seit dem Vorfall allgegenwärtig unbeliebt. Verständlicherweise: Er verschanzt sich geduldig im Rathaus, gibt persönliche Stellungnahmen nur noch schriftlich ab und hielt sich auch vom Trauergottesdienst fern (vermutlich auch besser für ihn). Selbst aus den eigenen Reihen (CDU) wurde er aufgefordert sein Amt niederzulegen. Seine Fassade bröckelt immer mehr und langsam dürfte ersichtlich werden, dass es da etwas gibt, das niemand wissen soll. Von einem angehörigen der CDU erwarte ich allerdings aber auch nichts anderes als ein solches Schmierentheater. Und selbst wenn er sein Amt niederlegen sollte: Das von ihm bevorzugte Abwahlverfahren bewirkt, dass er seine Pensionsansprüche weiterhin geltend machen kann, also auch noch fett abkassiert, wenn er geht! Und wie ich die Lage momentan einschätze, wird es auch so kommen. Ist aber auch nichts Neues, nur diesmal in Form eines Politikers statt eines Managers. Nun ja... Bürgermeister sind ja insofern Manager einer Stadt, also auch nicht weiter verwunderlich.

Auch die Polizei Duisburg, die dortige Staatsanwaltschaft, als auch die Polizei Köln hüllen sich in Schweigen und wollen keine konkreten Infos oder Sachverhalte herausgeben. Auch nicht bei Berufung auf Gesetze, die sowohl für natürliche als auch juristische Personen separat formuliert sind. Stattdessen wird sich mit Gegengesetzen herausgeredet und weiter geschwiegen. Und nebenbei besteht auch Unklarheit über den exakten Aufenthaltsort des besagten Infomaterials. Es ist das klassische Chaos der Bürokratie.

Apropos Chaos: Die von Xtranews zuvor herausgegebenen Anlagen (die durch den Streisand-Effekt nun praktisch an jeder Ecke zu haben sein dürften) sollen eindeutig belegen können, dass Sauerland schon vorher über das Chaos der Organisation der Loveparade in Duisburg bescheid gewusst haben soll. Träfe dies zu, rückt die ganze Tragödie in ein neues Licht. Es würde nämlich bedeuten, dass die Stadt wohlwissentlich Risiken in kauf genommen hat. Es wurden genau die Vorschriften missachtet, mit denen alles verhindert werden konnte. Doch ich bin sicher nicht allein mit der Meinung, dass es hierbei nicht um Spaß am gemeinsamen Feiern ging, sondern rein um Geld. Warum sonst würde es zu einer derart abartigen Vertuschungsaktion kommen, in der niemand Schuld haben will?

Am tragischsten für viele Anhänger der Loveparade war aber sicherlich die Meldung, dass es keine weiteren Loveparades mehr geben wird, aus Angst, das geschehene würde sämtliche weitere Loveparades überschatten. Dagegen hielten in München die irische Band U2. Der Leadsänger Bono plädierte, dass das Festival wegen des Vorfalls weiter abgehalten werden sollte. Die “Freude an der Musik und Kultur” solle hier nicht untergehen.

Weblinks

Loveparade-Gutachten: Die Sache mit den Fluchtwegen - Xtranews
Lageplan der Loveparade 2010 Duisburg - Spiegel Online
Adolf Sauerland (CDU), Duisburgs Oberbürgermeister, mahnt Blog wegen der Veröffentlichung von Loveparade-Gutachten ab - Pottblog

Montag, 16. August 2010

I can haz old game? #1

Secret of Mana

Secret of Mana war mein allererstes Rollenspiel, deswegen fängt meine neue Retro-Reihe auch mit diesem zeitlosen Klassiker an.

 
Hersteller: Square
Publisher: Square (SNES)
Square Enix (Virtual Console)
Designer:

Koichi Ishii (Regiseur, Hauptspieldesign)
Hiromichi Tanaka (Produzent, Konzept/Systemdesign)
Nasir Gebelli (Hauptprogrammierung)

Musik: Hiroki Kikuta
Veröffentlicht:

24. November 1994 (EU)

Genre: Action-Rollenspiel

Handlung

Lange herrschte Frieden auf der Welt, doch das Böse schläft nicht. Drei Jungen aus einem Dorf suchen hoch über einem Wasserfall nach einem versteckten Schatz. Einer von ihnen stürzt den Wasserfall hinab und erholt sich wenig später von dem Sturz. Auf der Suche nach dem Weg nach Hause ruft ihn eine körperlose Stimme, die ihn zu einem in Stein steckenden Schwert führt. Als er dieses herauszieht ahnt er noch nicht, welchen bösen Mächten er dadurch wieder Tür und Tor geöffnet hat. Bei seiner Rückkehr ins Dorf wird dies durch das Auftauchen eines Riesenmonsters deutlich. Nach dem Sieg über dieses gibt sich der Ritter Victor die Ehre und weiht den Jungen in das Geheimnis des Schwertes ein, das er bei sich führt. Es handelt sich um kein geringeres als das Mana Schwert, mit dem der Held aus der Legende dem Land einst wieder den Frieden brachte. Doch es hat keine Kraft mehr und nun liegt es an dem neuen Helden es wieder aufzuladen. Aus Angst jedoch, es würden noch mehr Monster auftauchen, verbannen ihn die Bewohner aus dem Dorf.

Sein Weg führt den jungen Helden von nun an in die weite Welt hinaus. Er muss die acht Tempel der Welt besuchen, in dem die Mana Samen dem Schwert wieder zu alter Kraft verhelfen sollen. Inzwischen plant das Imperium die Reaktivierung der Mana Festung, die in alten Legenden schon einmal die Welt zerstören sollte. Auf seiner Reise begleiten den Helden mit der Zeit ein junges Mädchen, das auf der Suche nach ihrem Verlobten Hagen ist, und eine Koboldin, die an Amnesie leidet und mit den anderen beiden hofft ihr Gedächtnis wieder zu erlangen. Zusammen treten sie ein Wettrennen mit dem Imperium an, das versucht, die acht Siegel der Mana Samen zu brechen, um die Mana Festung wieder auferstehen zu lassen. Der schwarze Zauberer Tantalus hat jedoch andere Pläne und stellt sich dem Trio ebenfalls in den Weg und versucht dabei an einen neuen Körper zu gelangen. Er manipuliert dabei geschickt den Imperator um seinem Ziel schneller nahe zu kommen und dabei auch die Mana Festung unter seine Kontrolle zu bringen.

Als sich der Imperator mit Tantalus als seine Rechte Hand in Sicherheit wiegt und die acht Siegel gebrochen sind, hintergeht dieser ihn und beansprucht die Mana Festung für sich. Das Trio reist zum Nebelvulkan um dort den Manabaum aufzusuchen, die Quelle aller Energien der Welt. Doch Tantalus erwartet sie schon und zerstört den Manabaum mit Hilfe der Festung. Als sie bewusstlos vor den Trümmern des Manabaums liegen weckt eine Stimme den jungen Helden: Bald werden sich alle Monster der Welt zu einer tobenden Bestie formieren, die die Mana Festung zerstören soll. In dem Chaos durch den Mana Drachen wird aber auch die Welt ein Ende finden. Einzig das Mana Schwert kann die Bestie bezwingen und das Land retten, wie einst der Vater des Helden. Zusammen machen sich der Held, das Mädchen und die Koboldin auf Tantalus’ Treiben ein Ende zu setzen, den Mana Drachen zu bezwingen und die Zerstörung der Welt zu verhindern.

Doch zu welchem Preis...?

Entwicklung

Was viele vielleicht nicht wissen: Secret of Mana sollte ursprünglich für das SNES CD-Addon “Play Station” erscheinen. Nachdem allerdings der Vertrag zwischen Nintendo und Sony geplatzt ist und das Add-on gecancelt wurde, musste das Spiel stark im Umfang gekürzt werden, um noch auf eine normale Kassette zu passen.

Ein Großteil des Plots, der durch Dialoge vermittelt werden sollte ist leider aufgrund technischer Einschränkungen ein Fall für die Akte “Lost in Translation”, aber dennoch Inhaltlich korrekt und stimmig, wenn auch manchmal unfreiwillig komisch.

Musik

Die Musik in Secret of Mana war für die damalige Zeit so vielfältig und mitreißend wie kein anderes Spiel. Oft hab ich mich selbst dabei ertappt, wie ich im Affekt die Titelmelodie mit feuchten Augen mitgesummt habe oder die Bossmusik mich in einen richtigen Kampfrausch versetzt hat.

Eine Auswahl an Musik aus Secret of Mana mit ein bisschen Gameplay

Ich erlebte dieses verblüffende Spiel kurz vor Veröffentlichung der Playstation und in diesem Bezug passt es als Schwanengesang der 16-Bit-Ära. […] Die Musik gehört wahrscheinlich zum Besten, was man irgendwo hören kann, geschweige denn auf dem SNES.

Damo: Mean Machines

Gameplay

Secret of Mana war seinerzeit das erste Action-Rollenspiel das man zu dritt spielen konnte. Mit Hilfe eines Multitaps und zwei Freunden konnte man das Abenteuer zu dritt bestreiten. Auf der Virtual Console geht das freilich simpler, da man entweder Classic Controller oder GameCube Controller nutzen kann. Spielt man hingegen alleine kann man zwischen jeder Figur wechseln – vorausgesetzt sie lebt noch. Den Mädchen kommt dabei eine besondere Aufgabe zuteil: sie können als einzige Zauber einsetzen. Das Mädchen ist für Heilung und Defensive zuständig, die Koboldin für Angriffszauber.

Da kein Kampf ohne Wunden ausgetragen wird hat man in jeder Stadt die Möglichkeit sich für eine Nacht einen Schlafplatz zu mieten um frisch gestärkt wieder weiterzuziehen. Hervorzuheben ist das Levelsystem von Secret of Mana bei dem nicht nur die Figuren selbst, sondern auch Waffen und Zauber einen Level besitzen. Die Maximallevel der Waffen orientieren sich an den von Bossen gesammelten und in Schmieden eingearbeiteten Orbs, die Level der Zauber an der Anzahl der aktivierten Mana Samen. Mit stärker aufgelevelten Waffen werden mehr aufgeladene Angriffe dieser Waffe möglich, um immer größeren Schaden anrichten zu können. Auf der Reise steigt das Zauberrepertoire stetig durch das Verbünden mit Mana Geistern an. Zaubern verbraucht MP (Magie Punkte).

Kämpfe finden in Echtzeit statt, das bedeutet, dass sich der Spieler als auch die Gegner frei auf dem Feld bewegen und jederzeit Angreifen können. Nach jedem Angriff muss die Figur eine kurze Zeit warten, um wieder zu Kräften zu kommen (eine Anzeige am unteren Rand zählt bis zu 100 %) um wieder mit voller Kraft zuschlagen zu können oder damit zu beginnen, die Waffe mit gedrücktem Angriffsknopf aufzuladen. Ebenfalls wenn man alleine Spielt übernimmt eine künstliche Intelligenz die Steuerung der beiden anderen Figuren und man kann festlegen, wie aggresiv diese dann vorgehen sollen. Allerdings kommt diese KI mit manchen Waffen in bestimmten Szenarien nicht so ganz klar und man muss doch selbst ran, weil die Reichweite der Lanze mal wieder falsch eingeschätzt wird.

Sollte es einen dann doch mal umhauen ist noch nicht aller Tage Abend. Man übernimmt automatisch die Steuerung der nächsten freien Figur und hat die Chance – Items/Zauber vorausgesetzt – den gefallenen Mitstreiter wiederzubeleben. Alternativ reicht auch der Besuch im Hotel oder der Sieg über einen Boss; letzteres sollte aber nicht zur Gewohnheit werden. Sind alle drei Figuren “hinüber” heißt es GAME OVER und man kann wieder vom letzten Speicherstand aus einsteigen. Oft speichern ist also nicht verkehrt. Auch ein Trick um Heilitems zu sparen: Bei jedem Level-up hat eine noch lebende Figur wieder volle Lebensenergie. Auch das Tragen und Erneuern von Ausrüstung (Rumpf, Arm, Kopf) ist essenziell. Je weiter man kommt, desto stärkeren Gegnern wird man sich stellen und man sollte demnach auch mehr einstecken können.

Um sich schnell durch die Welt von Secret of Mana bewegen zu können kann man auf Kanonen zurückgreifen oder später auch auf Lufti, einen Drachen den man als Welpe findet und mit dem man später herumfliegen kann.

Vermächtnis

Obwohl es heute Spiele gibt die Secret of Mana bei weitem übertrumpfen mögen bleibt es ein nahezu zeitloser Klassiker der Videospielgeschichte. Es war zudem eines der wenigen Action-Rollenspiele das sich bis heute noch in diversen Chartlisten hält und allein in DACH einen so großen Kultstatus erreicht hat, der Fans dazu veranlasst über jede technische Neuerung hinwegzusehen und sich in die 16-Bit Welt von Secret of Mana ziehen zu lassen. Es soll sogar Fans geben, denen das Spiel nach zig Durchläufen schon so langweilig geworden ist, dass sie es durch einen Hack absurd schwer gemacht haben. Auch ich bin immer wieder für ein Spiel zu haben und obwohl ich es weiß Gott wie oft schon durchgespielt habe, die Dialoge beinahe auswendig kann, Vorhersagen kann unter welchen Umständen ein paar Kisten erscheinen und den Spielverlauf bis ins kleinste Detail wiedergeben kann werde ich dieses zeitlosen Klassikers wohl niemals müde.

Pictures and Music © Square Enix