Mittwoch, 22. September 2010

Don’t ask, don’t tell bleibt bestehen

Homosexuelle Streitkräfte weiterhin unerwünscht

Als Obama in den USA für das Amt des Präsidenten kandidierte versprach er „Don’t ask, don’t tell“ abzuschaffen. Jetzt ist er allerdings vor dem Senat knapp gescheitert.

„Don’t ask, don’t tell“ bedeutet auf Deutsch so viel wie „Nicht fragen, nichts sagen“ und bezieht sich auf die Verschweigung der eigenen Homosexualität beim Eintritt ins US-Militär. Diese sind nämlich per Gesetz vom US-Wehrdienst ausgeschlossen. In wie weit man hier wieder die Religionsverliebtheit, für die die USA ja nun nicht unbekannt ist, verantwortlich machen kann, vermag ich nicht auszumachen.

Fakt bleibt, dass sich die Regierung weiterhin vehement in ihre alten Wertvorstellungen verbeißt, egal wie sehr Obama sich Mühe gibt, „Change“ herbeizuführen. Dabei sind Schwule und Lesben doch schon sehr gut in der Gesellschaft angekommen. Oder zählen sich die Republikaner nicht mehr zur einfachen Gesellschaft? Wenn selbst die USA es nicht hinbekommen, Israel aber schon, dann stimmt doch irgendwo was nicht. Erst recht nicht, wenn die Leute entlassen werden und für über $ 300 Mio. ersetzt werden müssen, was eine Milchmädchenrechnung.

Weblinks

Weiter kein Militärdienst für bekennende Homosexuelle - tagesschau.de
Israel: Armeechef pro Homos - queer.de

Don't ask, don't tell – Wikipedia

Montag, 20. September 2010

Internet Explorer 9

Microsoft spickt bei der Konkurrenz

“Mal wieder” möchte man fast sagen. Seit dem 15. September ist der Internet Explorer 9 als öffentliche Beta zu haben. An der Oberfläche hat sich einiges getan. So geht auch nun Microsoft den Weg der minimalistischen Oberfläche.

Blog im IE9

Microsoft erklärt den Wechsel in der Oberfläche damit, dass mehr Platz für die Webseite gegeben sein soll. Das ist in erste Linie nichts schlechtes. Google hat mit Chrome bewiesen, dass es durchaus Sinn hat die minimalistische Schiene zu fahren.

Unterstützung von Web Standards

Der IE9 soll der erste Microsoft Browser sein, der die Web Standards ordnungsgemäß umsetzen soll. Dazu zählt in erster Linie HTML5, mit dem es möglich ist Videos nativ im Browser ohne Flash-Plugin zu wiedergeben (allerdings nur mit H.264, statt WebM). Auch Audio-Dateien sind per HTML5 möglich (im IE9 nur MP3 und AAC). Zumindest erreicht der Browser jetzt schon 95 von 100 Punkten beim Acid3 Test – ist also um einen Punkt besser als Firefox 3.6.10. Auch CSS3 und SVG sollen besser unterstützt werden.

Was mit den neuen Features vom IE9 noch so möglich ist, demonstriert Microsoft auf seiner Test Drive Seite.

Performance, Performance, Performance!!!

Der IE9 macht von Grafikkarten-gestütztem Rendering gebrauch, d. h. die Grafikkarte übernimmt die Darstellung von Webseiten, anstatt wie bisher der Hauptprozessor. Davon verspricht man sich generell eine noch schnellere Darstellung (sprich: verarbeiten und zeichnen der Inhalte auf dem Bildschirm) beim Surfen durchs Netz. Neben dem Wettrennen der schnellsten JavaScript Engine soll dies Microsoft wieder einen Stein ins Brett der Surfer setzen. Weil seien wir ehrlich: wir sind genau deshalb damals vom IE abgesprungen, das Teil war um nicht zu sagen Arschlahm und voller Probleme bei neuen Webseiten. Doch auch hier schläft die Konkurrenz nicht: Sowohl Mozilla als auch Google werden in ihren kommenden Browser-Versionen Firefox 4 bzw. Chrome 7 auf Hardware-gestütztes Rendering bauen.

Chrome HTML5 Video CPU 66ie9-html5_1080p_video-cpu

Auch bei der Wiedergabe von Videos in HD beansprucht der IE9 den Prozessor weitaus weniger als z. B. Chrome 6. Das kommt daher, dass bei HTML5-Videos ebenfalls das Rendering von der Grafikkarte übernommen wird (deswegen fängt die bei mir auch das pusten an, als würde ich zocken).

Bei all der Euphorie um das Hardware-gestützte Rendering muss aber auch gesagt werden, dass es noch nicht vollständig ausgereift ist, wie man an diesen Screenshots von meiner Google-Startseite auf meinem Netbook sehen kann.

IE9 Google BackgroundChrome Google Background

Daraus schließe ich, dass die Geräte, die eigentlich von einer Entlastung des Hauptprozessors profitieren würden, leer ausgehen. Zudem benötigte der IE9 auf meinem Netbook gut doppelt, wenn nicht sogar dreimal so lange, das Hintergrundbild einblenden zu lassen als Chrome, da das GPU-Rendering für den Intel 945 Express Chip wohl nicht unterstützt wird. Eine in meinen Augen besonders reife (d. h. schwache) Leistung, wenn die Grafikkarte gezwungen wird das Rendering immer zu übernehmen, obwohl sie das nicht kann. Auch die seit Windows XP verwendete “ClearType” Technologie, zum Glätten der Schrift, wird im Hardware-gerenderten Modus nicht unterstützt, was Schriften teilweise fetter, dünner oder gestauchter erscheinen lässt und zu Darstellungsfehlern führt. Auf Grund dessen lassen einige Webseiten auch schon den Kompatibilitätsmodus per Code erzwingen. Die meisten mit IE8, Microsoft selbst sogar mit IE7. Wenn das mal nicht vertrauen in die eigenen Produkte ist. Wie bei der Darstellung der Wikipedia gut zu erkennen ist, verschieben sich manche Elemente teilweise (links IE9-Modus, rechts Kompatibilitätsmodus):

IE9-Mode Compare

Übersichtlicheres Interface und neue Funktionen

Wie oben schon erwähnt beschneidet auch Microsoft jetzt das Interface auf ein Minimum an Buttons und Menüs. Damit kommt es größtenteils Chrome gleich. Wer damals schon bei der Umstellung von Office 2003 auf 2007 geflucht hat wird es hier vermutlich auch wieder tun. Ich musste mich auch erst an das neue Interface gewöhnen.

IE9 OneBox

Nichtsdestotrotz haben die Änderungen durchaus Sinn. In selber Manier wie Google Chrome werden jetzt ebenfalls über die “OneBox” (Adressleiste + Suchleiste) des IE9 Webadressen als auch Suchbegriffe eingegeben. Um mit einem anderen Suchanbieter zu suchen wird erst der Suchbegriff eingegeben und dann auf das Icon geklickt. Mit “Hinzufügen” können weitere Suchanbieter hinzugefügt werden.

Adressleiste und Tabs teilen sich darüber hinaus den selben Platz. Jetzt könnte man natürlich meinen damit ist die Übersichtlichkeit bei einer großen Anzahl an Tabs erheblich eingeschränkt. Microsoft verteidigt diese Entscheidung aber damit, dass bei den gesammelten und ausgewerteten Telemetriedaten, oft nur vier, höchstens acht, Tabs gleichzeitig geöffnet waren. Damit dürfte klar sein, dass der IE9 wieder mal nicht für sog. “Poweruser” ausgelegt ist. Aber wenn einem die OneBox zu lang ist, kann man sie immer noch frei skalieren.

IE9 New Tab

Beim öffnen eines neuen Tabs werden zudem Seiten gelistet, die man häufig besucht. Nette Spielerei: ein Balken in der Farbe des Webseiten-Icons lässt schnell ersehen, wie oft man die Seiten besucht hat. Auch erfreulich ist, dass es nun nicht mehr 3 Sekunden (das ist viel zu lang im Vergleich zur Konkurrenz!) braucht bis sich ein neues Tab geöffnet hat und einsatzbereit ist.

Über die drei Buttons an der rechten Seite kann man zu seiner Startseite springen, das Favoriten-Fenster öffnen (und auch an die linke Seite anheften, was irgendwo so ziemlich nicht intuitiv ist) und das Hauptmenü öffnen. Dort findet man Druckoptionen, das Datei-Menü wie auch Zoom-Optionen, Sicherheitseinstellungen und den neuen Download-Manager.

IE9 Download Notify

IE9 Download Manager

Bei einer Downloadaufforderung kommt nun kein Popup mehr sondern ein kleines Hinweisfenster am unteren Rand des aktiven Tabs, in dem man wie zuvor auch die Datei direkt öffnen, speichern oder speichern und dann ausführen lassen kann. Alle Downloads werden in den neu integrierten Downloadmanager eingetragen, der sich wie bei allen anderen Browsern auch über STRG+J aufrufen lässt. Damit muss man sich zumindest nicht mehr umgewöhnen.

IE9 Facebook Jumplist

Die wohl auffallendste Neuerung ist das anpinnen von Tabs an die Windows 7 Taskleiste. Der Screenshot zeigt, wie Facebook das umsetzt. Es erlaubt das schnelle Aufrufen der Hauptfunktionen einer Webseite. Weitere sind u. A. Twitter, T-Online, Amazon.com. Probiert einfach mal ein IE9 Tab auf eure Windows 7 Taskleiste zu ziehen und klickt mit der rechten Maustaste darauf. Mit der Zeit dürften noch weitere hinzukommen. Es ist Webseiten auch möglich eine Benachrichtigung über das Icon zu blenden, um auf Aktualisierungen hinzuweisen. An die Taskleiste gepinnte Seiten verhalten sich unter gegebenen Bedingungen wie Programme. So kann man auch bei Musikwebseiten den Player über die Fenstervorschau steuern (ähnlich Windows Media Player). Um diese Features anzubieten, muss allerdings etwas am Code der Seiten vorgenommen werden. Bisher sind mir noch nicht viele Webseiten bekannt, die das umsetzen. Webseiten bei denen sich diese Funktion allerdings super anbieten würde wären z. B. deviantArt, YouTube, Google Mail, Hotmail. Vielleicht kommt das ja noch, wenn die Beta-Phase Ende dieses Jahres vorbei ist.

Mein Fazit

Microsoft ist schon mal auf dem richtigen Weg wieder einen brauchbaren Browser zu fabrizieren. Die neu vorgestellten Features machen ihn wieder interessant und sind bisher gut umgesetzt (nun ja, außer das Schrift-Rendering und die daraus resultierenden Layout Diskrepanzen). Man darf den Internet Explorer in seinem jetzigen Stadium gerne mal wieder benutzen.

Freuen dürfen sich allerdings nur Windows Vista (ab Service Pack 2 + Plattform Update) und Windows 7 User. Von der Altlast Windows XP verabschiedet sich Microsoft nun immer mehr. Technisch gesehen erklärt sich dieser Schritt auch damit, dass die DirectX 10 Technologien, die der IE9 benutzt, einfach nicht in Windows XP umsetzbar sind, da DirectX 9 die letzte Version für diese Windows-Version war. Zudem sind Vista und 7 vom Aufbau her noch größtenteils identisch, Vista User müssen wohl nur ohne die Taskleisten-Funktionalität auskommen.

Mir kann das aber alles Wurscht sein, ich hab ja Windows 7 und hab Spaß an den neuen Features Zwinkerndes Smiley

Weblinks

Homepage des Internet Explorer 9
Test Drive Homepage mit Demos für den Internet Explorer 9
Wie gut kann euer Browser mit HTML5 umgehen?
Internet Explorer 9 Beta 1 - Alle Infos & Download - Winfuture.de
Golem.de Special zum Internet Explorer 9
Heise.de Themenseite zum Internet Explorer 9

Samstag, 18. September 2010

I can haz old game? #2

Secret of Evermore

Secret of Evermore steht bei Fans oft in einem schlechten Licht, wenn man das Spiel erwähnt. Doch es ist nicht, wie viele damals glaubten (auch ich), eine Fortsetzung des SNES Rollenspiel-Hits Secret of Mana.

 
Hersteller: Square USA
Publisher: Squaresoft
Designer:

Daniel Dociu

Musik: Jeremy Soule
Veröffentlicht: 22. Februar 1996
Genre: Action-Rollenspiel
Sprachen: Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch

Handlung

Die Geschichte beginnt 1965 in Großostheim (Sitz von Nintendo in Deutschland; in der englischen Version Podunk, Sitz von Nintendo in Amerika). Dort steht damals wie heute in einem großen Garten ein geheimes Labor. Das Labor wurde von Professor Igor Seltsam errichtet. Prof. Igor Seltsam entwickelte eine Maschine, die es ermöglichen sollte, ein Tor in eine selbst erschaffene Welt (Evermore) zu öffnen. Doch als die Maschine vorgeführt werden sollte kam es zu einem Unfall, der den Professor mitsamt seinen drei Bekannten aus Großostheim nach Evermore befördert. Bis zum Jahre 1995 blieb das Labor unentdeckt und verwahrloste. Der erste, der das Labor seit dem Vorfall wieder betritt ist ein Teenager, der nach seinem Hund sucht. Durch Zufall entdeckt er die Maschine und wird mit seinem Hund nach Evermore teleportiert.

Seine Ankunft steht schon zu Beginn unter einem schlechten Stern. Auf eine Aufforderung hin, folgt der Junge Edgar – einem von Prof. Selsam entwickelter Androide, der eigentlich für den Haushalt zuständig sein sollte – nach seiner Ankunft in einen leeren Raum. Doch er wird dort sich selbst und zwei Kampfdrohnen überlassen, die er mit der gefundenen Bazooka zu seinem Glück schnell außer Gefecht setzen kann. Seinen Hund findet er wenig später in einer dunklen Kammer in der auch ein Space Shuttle ist. Der Junge betätigt unbeholfen die Zündung und sie verlassen die futuristische Raumstation.

In einer Bruchlandung, in der das Shuttle völlig unbrauchbar wird, findet sich der Junge in einem dichten Dschungel wieder. Doch wo ist sein Hund? Erschrocken stellt er fest, dass sich sein treuer Begleiter in einen prähistorischen Wolfshund verwandelt hat. Nachdem sich die beiden durch das mit nervigen Moskitos und angriffslustigen “Fummelprimeln” bespickte Dickicht geschlagen haben geraten sie vom Regen in die Traufe und müssen sich gegen fiese Raptoren behaupten. Gerade eben können sie den Kampf für sich entscheiden. Ein prähistorisches Dschungeldorf wartet bereits auf sie. Auf der Suche nach dem Oberhaupt werden sie ziemlich überrascht: Oberhaupt ist ein kleines Mädchen namens Zora Zottelzopf und sie offenbart sich als eine Bewohnerin Großostheims. Auch sie wurde Widerwillens vor 30 Jahren nach Evermore katapultiert, war ihr größter Wunsch doch lediglich für ein paar Stunden eine prähistorische Welt mit eigenen Augen sehen zu können. Zora fühlt sich seither sehr für ihr Dorf verantwortlich und vermisst ihren Dorfalchemisten Schlauer Bär der in der Käfersteppe vermisst wird. Sie bittet kurzerhand den Jungen und seinen Hund nach ihm zu suchen und der Junge gibt sich einverstanden. Auch übergibt Zora ihm eine von ihr entdeckte alchemistische Formel an die Hand: den Hitzeblitz. In der Käfersteppe befreit der Junge Schlauen Bär vom überdimensionierten Käfer Vulgor und sie kehren siegreich ins Dorf zurück. Doch es gibt erneut alarmierende Zustände. Der Vulkan kühlt beständig ab und eine Eiszeit droht. Wieder begeben sich Junge und Hund auf den Weg und gehen der Sache auf den Grund. Sie bekommen von Zora Zauberperlen mit auf den Weg, um zu in der Not zur Hilfe rufen zu können. Erschreckenderweise treffen sie im Vulkaninneren auf Zora selbst! Doch halt: Als der Junge fraglich nach ihr Ruft erscheint sie vor ihnen. Ein böser Doppelgänger war für den plötzlichen Temperaturabfall verantwortlich. Der Doppelgänger erledigt Zora und der Junge muss sich einem Lavarex stellen. Beim Sieg über diesen meldet sich der Doppelgänger erneut zu Wort. Verdrossen über den Sieg des Jungen lässt sie kurzerhand den Kern des Vulkans explodieren und die beiden Helden werden weit abseits in einen Fluss katapultiert und beim Sturz von einem Wasserfall voneinander getrennt.

Auf seiner Suche nach einem Weg zurück in die echte Welt wird klar, dass in Evermore eine unbekannte Person die Fäden finsterer Machenschaften zieht. Im Verlauf ihrer Reise durchlaufen der Junge und sein Hund sämtliche Epochen der Geschichte, treffen in jeder davon auf einen Bewohner aus Großostheim und ihren böswilligen Doppelgänger und stellen sich immer mächtigeren Gegnern. Ob sie in dieser Welt heil wieder zu Hause ankommen? Es liegt in eurer Macht...

Entwicklung

Die Entwicklung von Evermore begann in 1994. Ein Team wurde speziell in den USA gegründet, um ein “US Secret of Mana” zu schaffen.

Viele Elemente aus Mana sind auch in Evermore anzutreffen, wie z. B. das Ringmenü, da sich diese Elemente bereits bewährt hatten. Die Größe des Spiels war schon von Stunde Null an ein wichtiges Thema. Anfangs geplant für 12 Megabit wurden gegen Ende der Entwicklung fast doppelt so viel daraus. Bei der Entwicklung waren auch Maßgeblich Squares interne Entwicklungswerkzeuge SAGE (Square's Amazing Graphical Editor) und SIGIL (Square Interpreted Game Intelligence Language) beteiligt. 1995 wurde das Spiel letztlich fertiggestellt und 1996 in einige Sprachen für Europa übersetzt.

Musik

Die Musik wurde von Jeremy Soule komponiert, nachdem er nach dem Abschluss der High School eine Probe seines Könnens an Square schickte und kurz darauf angestellt wurde. Die Musik im Spiel beschreibt er als maßvoll. Daneben kommt auch eine stilvolle Geräuschkulisse zum Einsatz, z. B. im Dschungel, auf einem belebten Marktplatz, in Verließen, etc.

Ein kleiner Auszug der Musik aus Secret of Evermore.

Gameplay

Da viele Spielelemente aus Secret of Mana übernommen wurden gleicht SoE vom Gameplay her größtenteils seinem angesehenen Vorbild. Es werden immer noch Monster umgehauen, Erfahrungspunkte gesammelt und dabei Geld verdient. Zu meinem größten Bedauern enthält SoE allerdings keine Multiplayer-Funktion, auch wenn sich das angeboten hätte. Dennoch kann man sich frei entscheiden, wen man spielen möchte. An ein paar Stellen ist man im Spiel auch auf die Steuerung des Hundes angewiesen.

Falls ihr bisher dachtet, Final Fantasy XIII sei das erste Spiel von Square, das GAME OVER anzeigt, sobald der Anführer den Löffel abgibt muss ich euch eines Besseren belehren. In SoE ist das Spiel ebenfalls vorbei, wenn der Junge keine HP mehr hat. Aber das erscheint noch etwas logischer, da ein Hund wohl schlecht einen Menschen verarzten könnte. Und nein, ihr bekommt im Verlauf des Spiels keinen Bernhardiner.

Eine Änderung hat das Währungs- und Zaubersystem erfahren. Es wird insgesamt zwischen 4 Währungen unterschieden, die sich von Epoche zu Epoche unterscheiden. Auch wird nicht mehr traditionell gezaubert, stattdessen gibt es Alchemie. Um einen “Zauber” zu wirken werden Zutaten benötigt, die entweder gekauft oder gefunden werden können. Man kann bis zu 99 Stück einer Zutat bei sich tragen, insgesamt gibt es 22 verschiedene Zutaten. Somit werden viele verschiedene Formeln realisiert (z. B. 1 Wachs + 2 Öl = 1x Hitzeblitz). Durch das gesagte Spiel hindurch findet man an den verschiedensten Stellen Formeln. Jedoch ist auch das Repertoire an führbaren Formeln begrenzt, es gilt also zu wählen, welche Formeln man gerade braucht.

Das aufleveln von Waffen und Alchemie ist ebenfalls übernommen worden. Allerdings haben alle Waffen ein Levellimit von 3, d. h. jede Waffe hat nur zwei Aufladestufen. Daneben gibt es auch nur 3 Waffentypen: Schwerter, Äxte und Speere. Das ist aber nicht so schlimm, dafür sitzt ihr nicht ewig immer wieder neu am Aufleveln, weil die Waffe um einen Level erweitert wurde. Dazu kommt später wieder eine Bazooka mit 3 Arten Munition (aber erst gaaaanz am Schluss). Witzig ist, dass Speere vor dem zweiten Level ebenfalls als Nahkampfwaffe eingesetzt werden, wer auch immer diese abstruse Idee hatte. Die Waffen werden auch nicht aufgewertet, sondern stärkere Ausführungen werden dem Inventar hinzugefügt. Ihr könnt also auch den Endboss mit den prähistorischen Waffen umhauen (wenn euch nach einer Herausforderung ist).

Vom Stil her erinnert SoE mehr an ein Sci-Fi Adventure RPG als ein Fantasy RPG. Die Reise durch die verschiedenen Epochen der Menschheitsgeschichte ist ein netter Neuversuch abseits SoMs durchgehender Fantasywelt. Mir hat er zugesprochen. Auch die Verwandlungen des Hundes mit jeder neuen Epoche sind witzig zu beobachten. Grafisch kommt SoE aufpolierter daher und die Dialoge sind um einiges weniger steif (was ich darauf zurückführe, dass das Spiel von Anfang an westlicher Abstammung war). Vom Systemaufbau her machen sich auch einige Neuerungen bemerkbar, z. B. ist der Prozentzähler nach einem Angriff flüssiger und auch die Schadensgrenze von 999 wurde aufgehoben. Gegner hinterlassen keine Kisten mehr, die erst nach gefühlten 10 Minuten offen sind, sondern die Beute wird aus deren Überresten entnommen (klingt ekliger als es ist, gemeint ist Staub, Knochen, Mus, etc.).

Vermächtnis

Secret of Evermore hat für mich einen Charme, der zwar nicht an den von Mana heranreicht, aber das muss es auch nicht. Evermore hat Dinge anders versucht und ich finde sie gelungen. Auch wenn bei vielen oft der bittere Nebengeschmack des fehlenden Multiplayers oder der zurückgehaltenen westlichen Veröffentlichung von Seiken Densetsu 3 mit hochkommt. Übrigens: Die Anweisung kam von Square Japan direkt. Es kann also keiner sagen, die Amis sind dran schuld, dass es SD3 nicht in den Westen geschafft hat.

Die westlichen Einflüsse gemischt mit dem Gamplay von Mana lassen es erst rund erscheinen. Es spielt sich wie ein JRPG, das westlichen Ursprungs ist und es ist eine gelungene Mischung. Selbst der oberste Chef des Teams das hinter Evermore stand mochte es zuerst nicht, doch heute sieht er es als ein Werk an, das es würdig ist.

Für sehr lange Zeit widerstrebte mir der Gedanke Evermore noch einmal zu spielen. Ich hatte ein Gefühl entwickelt, das mir sagte, das Spiel wäre schlecht geworden und ich wollte es nicht mehr sehen. Hätte mir jemand gesagt sie hätten es gespielt, hätte ich mich dafür entschuldigt. (...) Wir mussten eine Menge Kritik dafür einstecken, kein Seiken Densetsu 3 und auch kein Spiel voll mit japanischer Mythologie geschaffen zu haben. Wir haben auch ein paar dumme Entscheidungen getroffen (z. B. kein Multiplayer) und haben auch einige Fehler in den Puzzle Scripts stehen gelassen. (...) Ich hab beim Spielen ziemlich geflucht, es ausgemacht und für zehn Jahre links liegen gelassen. Ich bin von Natur aus sehr selbstkritisch und der Gedanke nach all den Anstrengungen einen Blindgänger programmiert zu haben brachten mich ziemlich aus der Fassung.

Als ich mich allerdings wieder an das Spiel auf einem Emulator getraut habe (und vor dem ersten Boss schnell-gespeichert habe!), stellte ich fest, dass das Spiel viel besser war, als ich es in Erinnerung hatte. Sicher, die Dialoge sind ein bisschen kitschig, es gibt ein paar Programmierpannen, ein paar Gebiete sind unsinnig, aber im Ganzen hat mich die Tiefe, Breite, Länge und Qualität des Spiels wirklich überrascht. Es machte mir echt Spaß meinen Charakter aufzubauen, die große Nummer zu sein, die Welt (neu) zu entdecken und die Hühner zu ärgern. Evermore macht mich heute stolzer als damals, man kann sogar sagen, ich habe es liebgewonnen.

–Brian Fehdrau, in einem Interview mit Super-NES.com

Und so empfinde ich es ebenfalls. Evermore brauchte einfach seine Zeit um anzukommen. Doch wenn es das erst einmal geschafft hatte, war es ein Juwel, das sich zu Mana gesellen durfte. Ich behandle beide Spiele gleich, trotz des unterschiedlichen Ursprungs. Vor allem die Easter Eggs die im Spiel versteckt wurden (ein Philosoph auf dem Markt schenkt euch eine Rüstung, wenn ihr ihn nicht vom Blitz treffen lasst, versteckte Tauschwaren in einem Sandstrudel) und der Warenhandel, der an Zelda erinnern mag, um noch mehr Vorteile aus dem Spiel zu holen, machen mir immer wieder Spaß. Und so bleibt mir nur zu sagen: Nachdem ihr über Vulgor hinweg seid, wird euch Evermore bestimmt auch nicht mehr los lassen.

Pictures © Square USA