Dienstag, 24. August 2010

Der erste PS3 Modchip

Die letzte Hürde ist genommen?

Okay, also gibt es nun einen Modchip für die PS3. Als GeoHot damals verkündete, die PS3 gehackt zu haben, schrien viele auf “OMG ISO-Loader zomfg zomfg zomfg!!!!11elf”

Ahahahaha – NEIN!

Da scheinen sich ein paar neunmalkluge Gamer zu viel auf ihr Dasein eingebildet zu haben. Sein Hack hatte es ihm lediglich ermöglicht den Hypervisor der PS3 zu überwinden und direkten Zugriff auf den Prozessor und RAM der Konsole zu erhalten (der Hypervisor hätte dies vorher genehmigen müssen, aber GeoHot hat ihn ja umgangen). Und selbst wenn man es nachgemacht hätte, wäre die Gefahr viel zu groß gewesen 400 Euro teuren Plasikmüll zu produzieren. Der Hack erforderte nämlich Stromstöße auf bestimmte Leitungen der Hauptplatine zu senden und das auch noch zu einem genau definierten Zeitpunkt. Mal ehrlich, wer hätte diesen ganzen Aufwand betrieben nur um rauszufinden, dass er nicht mal einen ISO-Loader auf dieser Basis programmieren kann? (Achtung: rhetorische Frage!)

Nun, etwa 7-8 Monate später, bietet die Firma OzModChips aus Australien einen Modchip in Form eines USB-Dongles – eines USB-DONGLES! – an, der es nachweisbar ermöglicht, Spiele entweder auf eine externe (FAT32 formatierte) oder die interne Festplatte der PS3 zu kopieren und auch zu starten.

Wie ist das möglich?!

Ermöglicht wird dieser “Hack”, indem der Dongle der Konsole vorgaukelt, es sei ein Dev-Kit. Dev-Kits sind spezielle Versionen von Konsolen, die an Entwickler herausgegeben werden, damit diese ihre Spiele testen können. Populär dabei ist, dass die Entwickler die Spiele auf eine Festplatte kopieren und selbst die Disc-Ladezeiten emulieren können.

Welche Vorteile hat der Dongle?

Auf der Webseite von OzModChips wird (in gebrochenem Englisch) genau geschildert, welche Funktionen der Dongle bereithält und “warum es so toll ist”, u. A.:

  • Plug and Play, einfach reinstecken und loslegen (pervers, was?)
  • Rippen der Spiele direkt auf die Festplatte
  • Erhalt der Ordnerstrukturen, z. B. zum Bearbeiten
  • Homebrew (—> Wiki)
  • Keine Abnutzung der Discs, da lesen von Festplatte

Angemerkt sei dabei, dass der Hersteller den Stick nicht für Piraterie erdacht hat, sondern als Backupmöglichkeit. Aber wie wir alle wissen, wird er genau dafür eingesetzt werden. Übrigens: Es können nur PS3 Spiele kopiert werden, keine PS2 Spiele und auch keine Blu-Ray Filme.

Viel interessanter ist aber die Möglichkeit Homebrew-Software ohne großen Aufwand ausführen zu können. Damit rückt die Wahrscheinlichkeit eines PS2 Emulators auf der PS3 wieder näher. Wie schwierig es die Hobbyprogrammierer dabei haben werden, steht auf einem anderen Blatt. Was sonst noch für Homebrew für PS3 erscheinend wird (sollte der Dongle den erhofften Erfolg haben) wird sich noch zeigen. Denkbar wäre für mich ScummVM (als native Version, nicht das Ubuntu Package!), welches bereits als Homebrew für Nintendo DS, Wii, GameCube, Nintendo 64, PlayStation Portable, PS2, iPhone und sogar Samsung Fernseher erschienen ist. Auch eine Player-Software mit erweiterten Funktionen wäre denkbar, die viel mehr Audio-/Video-Codecs und Container (z. B. Matroska) unterstützt.

Noch in den Kinderschuhen

Allerdings gibt es bereits erste Probleme beim Kopieren der Spiele auf eine externe Festplatte. Da die PS3 externe Datenträger nur verwenden kann , wenn diese als FAT32 formatiert sind (es wird ja schließlich mit den Bordmitteln eines PS3-Dev-Kits gearbeitet), sind Probleme automatisch vorprogrammiert, wenn eine Datei kopiert werden soll, die größer als 4 GB ist. Dies ist eine Einschränkung von FAT32. Die interne Festplatte verwendet ein Dateisystem, das diese Beschränkung nicht hat. Solange der Dongle also kein Unterstützung für NTFS oder ein anderes Dateisystem jenseits dieser Beschränkung bietet, muss man auf die interne Festplatte ausweichen. Das ist aber nur bedingt ein Problem, da sich die Festplatte ja ebenso leicht  und ohne viel Aufwand aufrüsten lässt (hab ich sogar mal ein Video-Tutorial dazu gemacht: guckst du hier).

Erste Betrugsfälle

Vorsicht vor dubiosen Anbietern, die behaupten jeden normalen USB-Stick in einen solchen Dongle verwandeln zu können: Es handelt sich um Betrüger, die einen Trojaner auf den PC schmuggeln wollen (siehe Weblinks)! Es wurde schon mehrfach vor solchen Angeboten gewarnt, also wartet lieber auf eine offizielle Auslieferung am 27. August, wenn ihr so ein Teil wirklich euer Eigen nennen wollt.

Ein mögliches (und auch wahrscheinliches) Katz-und-Maus-Spiel

Seitens Sony dürfte diese Meldung nun für Unruhe sorgen. Der Hersteller hat bereits Schritte angekündigt, die eine abschreckende Wirkung entfalten sollen. Es ist möglich, solch modifizierte Geräte zu identifizieren und zu bannen. Sollte beim Login ins PlayStation Network eine modifizierte Konsole identifiziert werden, wird der jeweilige Account gesperrt.

Auch Firmware-Updates dürften es Sony ermöglichen den Dongle nutzlos zu machen. Da der Dongle aber ebenfalls aktualisiert werden kann ist die Wahrscheinlichkeit eines Katz-und-Maus-Spiels groß. Wie sich diese Situation allerdings entwickelt muss die Zukunft zeigen.

Was wird Sony tun (plus dumme Theorien)?

Nach der Meldung von GeoHots hack flog auch der PS3 Support aus den älteren PS3 Modellen, ein Feature das die PS3 Slim ohnehin nicht mehr bot. Zufall? Ich glaube nicht!

Sony hat erkannt, dass der Linux-Support eine Gefahr für den Fortbestand der Unüberwindbarkeit des Sicherheitssystems der Konsole darstellt und mit dem Update 3.21 (ironischerweise am 1. April, was kein Aprilscherz war) wurde Linux auf der PS3 endgültig der Laufpass gegeben.

Böse Zungen könnten natürlich behaupten, dass Sony nun den Support für USB-Geräte rausnimmt. Doch das wäre ziemlich dumm. Nicht nur, dass die bereits verbauten USB-Ports dann völlig sinnfrei, die Kosten für die Unterbringung auf der Platine unnötig und Unreal Tournament 3 nicht mehr mit USB-Maus und -Tastatur spielbar wäre, es würde sogar die PS3 noch unbeliebter machen, als sie es nach dem Wegfall des Linux-Support war. Es wäre indes sogar ein Rückschritt, da man Bilder, Musik und Videos immer erst auf CD/DVD kopieren müsste und dann erst auf der PS3 speichern kann. Des Weiteren würde sich Sony selbst ins Knie schießen, da man USB-Sticks auch für Updates der Konsole benutzen kann. Das würde haufenweise Beschwerden hageln, speziell von Leuten, die vielleicht sogar auf diese Art und Weise updaten müssen. Daher betrachte ich persönlich dies als eher unwahrscheinlichste Lösung seitens Sony – zumindest hoffe ich, dass es nicht so weit kommt. Vorstellbar wäre eher, dass der Support für Massenspeicher rausfliegt, aber das wäre immer noch dumm genug, die Konsole weiter in den Schatten der Unbeliebtheit zu drängen.

Auch die nachträgliche Einführung einer Dateigrößenbeschränkung ins Dateisystem der internen Festplatte wäre dämlich, da es die Videofunktionen der Konsole erheblich einschränken würde. Als Beispiel nenne ich konkret mal gerippte Blu-Ray Filme. Man kann 2h Videomaterial in 1080p mit Surround-Sound einfach nicht in 4 GB unterbringen (es sei denn man steht auf Komprimierung bis zum Arsch) und dabei noch dieselbe Qualität verlangen. Außerdem: Das DVB-T Zubehör hätte dann auch erhebliche Probleme mit TV-Aufnahmen, weil selbst ein Standard MPEG2-Film an dieser Grenze ankommen kann (schon bei 20 Min komm ich ja schon ~1,5 GB, rechnet’s euch aus).

Der Preis bleibt heiß! Wie wird sich Sony im Ring gegen die ModChips schlagen? Müssen wir mit schmutzigen Tricks von Sony rechnen, die sich am Ende wieder gegen Sony selbst richten?

Wir werden sehen...

Weblinks

Hintertür: PlayStation 3 Jailbreak bringt Trojaner mit - Chip.de
Playstation 3 von Hacker "Geohot" angeblich geknackt - PC Games Hardware
PS JailBreak - Worlds first PS3 Modchip - Plug and play - OzModChips.com
PSN: Sony kann PlayStation 3-Jailbreaker aussperren - Winfuture.de

1 Kommentar:

  1. Interessanter Beitrag! Nun bin ich wieder ein bissel schlauer im Bezug zu dem Zauber USB Stick, den hab ich heut schon in der Arbeit gehört und von seinen epischen Zwillingen, also NUR USB Sticks xD

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